1. TdS vom 8.10.22 in der KKS
2025 11 27: Tag der Schulgemeinschaften - Nachgang
📆 Termin: Donnerstag, 27. November 2025
📍 
Ort: Mensa des Lessing-Gymnasiums in Lampertheim
🕔 
Uhrzeit18:00 Uhr bis ca. 21:00 Uhr

🧭 Das Motto dieses Jahr:

„Werte vermitteln – Kinder begleiten | Umgang mit herausforderndem Verhalten“

Im Alltag vieler Eltern und Schulen sind auffälliges Verhalten, Reibungspunkte und emotionale Belastungen keine Ausnahme mehr. Auch das Staatliche Schulamt hat 2025 zum Jahr der „Herausfordernden Schüler*innen“ erklärt. 


Der Kreiselternbeirat Bergstraße hatte zum „Tag der Schulgemeinschaften“ eingeladen – und die Einladung wurde dieses Mal breit angenommen. Neben Vertreterinnen und Vertretern der Schulelternbeiräte waren zahlreiche Elternbeiräte und interessierte Eltern ohne Amt anwesend. Auch Lehrkräfte, Schulleitungen und Schülerinnen und Schüler – Danke an den Abiturjahrgang des Lessing-Gymnasiums für die Bewirtung – beteiligten sich aktiv am Austausch. Mit Ingo Stechmann, kommissarischer Leiter des Staatlichen Schulamts Heppenheim, und Stefan Lienert als Vertreter des Schulträgers war auch die Verwaltung vollständig vertreten. Lediglich die Kreisschülervertretung fehlte – zum ersten Mal seit vier Jahren.

Inhaltlich wurde der Abend von vier Schwerpunkten bestimmt:
(1) der lösungsorientierten Arbeit an „Runden Tischen“ für herausfordernde Schüler,
(2) den angekündigten Mittelkürzungen bei der Lehrkräfteausbildung,
(3) der Situation der Schülerbeförderung im Kreis, sowie
(4) den bevorstehenden Neuwahlen des Kreiselternbeirats zum Jahresbeginn.

> Foliensatz des KEB zum Download mit den Themen (2) bis (4)

💬 Was wir besprochen haben:

  1. Impulsvortrag: „Beratungsteams lösungsorientiert gestalten“
    Sonja LauReferentin: Sonja Lau, Ernst-Göbel-Schule, Höchst i.O.

    Besonderen Anklang fand der Vortrag von Sonja Lau aus dem Leitungsteam der Ernst-Göbel-Schule Höchst. Unter dem Motto „Beratungsteams lösungsorientiert gestalten – Konflikte mit dem Lösungsrad meistern“ zeigte sie, wie Schulen mithilfe multiprofessioneller Teams schneller zu klaren, tragfähigen Entscheidungen kommen können – ohne Schuldzuweisungen, ohne Blick zurück, sondern konsequent zukunfts- und lösungsorientiert.

    Dabei steht das Kind im Mittelpunkt, nicht das Problem. Frau Lau demonstrierte, wie das „Lösungsrad“ Schülerinnen und Schüler aktiv einbindet, sodass Maßnahmen nicht über ihre Köpfe hinweg getroffen werden, sondern gemeinsam mit ihnen. Das erhöhe die Chance erheblich, dass Vereinbarungen verstanden, akzeptiert und langfristig umgesetzt werden.

    Große Bedeutung hat dieser Ansatz auch für Eltern. Viele kennen Gespräche, in denen sie sich als Bittsteller fühlen oder in eine Verteidigungsrolle geraten. Das Modell „Lösungsrad“ hingegen ermöglicht echte Gespräche auf Augenhöhe: Eltern werden bewusst als Teil des Prozesses eingebunden und nicht nur informiert. Das schafft Vertrauen – und stärkt das Netzwerk rund um das Kind.

    Nach dem lebendigen und praxisnahen Vortrag entwickelte sich eine engagierte Diskussion, in der sowohl Schulleitungen als auch Lehrkräfte großes Interesse zeigten. Viele Fragen drehten sich um die Umsetzung im Schulalltag und die Chancen, die das Modell auch an ihrer eigenen Schule bieten könnte. Der Kreiselternbeirat wird das Thema weiter begleiten und ist gespannt, welche Schulen die Methode als Pilot aufgreifen werden.

  2. Geplante Mittelkürzungen bedrohen Qualität der Lehrkräfteausbildung:

    Ein weiterer Schwerpunkt des „Tags der Schulgemeinschaften“ bildete der Beitrag von Frau Dr. Daniela Schipke, Vorsitzende des Personalrats am Studienseminar für Gymnasien Heppenheim. Sie berichtete ausführlich über die von der Landesregierung angekündigten Mittelkürzungen von 45 Millionen Euro in der zweiten Phase der Lehrkräfteausbildung, dem Vorbereitungsdienst („Referendariat“).

    Frau Dr. Schipke erläuterte zunächst den strukturellen Aufbau der Lehrkräfteausbildung: Nach dem universitären Studium folgt der praktische Teil an Schulen, in dem die Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst (LiV) Hospitationen absolvieren, Unterricht planen, begleitet und eigenständig unterrichten und über Unterrichtsbesuche systematisch Rückmeldungen erhalten. Diese Phase dient dazu, die Studierenden behutsam und professionell in den Lehrerberuf einzuführen.

    Genau hier setzt die Landesregierung mit ihren Kürzungen an. Zunächst soll den Studienseminaren ab Februar 2026 die Anzahl der pro LiV zur Verfügung stehenden Stunden gekürzt werden - und dies nicht nur für diejenigen, die neu in die Ausbildung starten, sondern für alle im System befindlichen LiV. Hinzu kommt, dass es für die hiermit zwangsläufig verbundenen Veränderungen bisher keinerlei tragfähigen Pläne des Ministeriums gibt. Gesprächsangebote von Seiten der Studienseminarleitungen und der Personalräte werden seit über sechs Monaten ignoriert. Bemühungen des Hauptpersonalrats, in seiner Funktion diesbezüglich Klärung herbeizuführen, sind Anfang Dezember gescheitert. Die Sparmaßnahmen werden nun per Ministerentscheid durchgesetzt - auch ohne Plan. Perspektivisch soll der Vorbereitungsdienst von 21 auf 18 Monate verkürzt werden. Diese Maßnahme wird erst in naher Zukunft greifen, da hierfür ein Gesetz geändert werden muss. Zur Diskussion steht, dass die dreimonatige Einführungsphase gestrichen werden könnte, in der LiV bislang hospitieren, planen und unter Anleitung erste Schritte im Schulalltag gehen konnten. Künftig müssten sie vom ersten Tag an eigenständig unterrichten, ohne diese wichtige und entlastende Eingewöhnungsphase. Daneben sollen für die Beratung wichtige Unterrichtsbesuche reduziert werden

    Diese Einschnitte treffen auch die Lehrkräfteakademie: Stellenausschreibungen, Beförderungen und Besetzungsverfahren wurden gestoppt; Studienseminare könnten zusammengelegt, Fortbildungsstätten geschlossen werden. All dies gefährdet nach Einschätzung vieler Fachleute die Qualität der Lehrkräftebildung und macht den Berufseinstieg deutlich schwieriger.

    Was Frau Dr. Schipke berichtete, löste im Publikum eine lebhafte Diskussion aus, die die Brisanz des Themas eindrücklich bestätigte:

    • Eine Schulleiterin, die selbst viele Jahre als Ausbilderin tätig war, unterstrich, dass eine Verkürzung des Vorbereitungsdienstes für viele angehende Lehrkräfte kontraproduktiv Die Hospitationsphase sei der Schlüssel, um Unterricht „von der Pike auf“ zu verstehen.
    • Mehrere Lehrkräfteberichteten aus eigener Erfahrung, wie unverzichtbar die begleitete Einstiegsphase sei, weil das Studium kaum pädagogische Praxis Erst die Hospitationen und Unterrichtsbesuche vermittelten das „Handwerkszeug“, das man im Alltag dringend brauche.
    • Viele Elternzeigten sich überrascht und irritiert. Gerade in einer Zeit, in der Schulen unter Lehrkräftemangel leiden und die Landesregierung betont hatte, Bildung stärken und mehr Lehrerstellen schaffen zu wollen, wirke es widersprüchlich, ausgerechnet bei der Qualität der Lehrkräfteausbildung zu sparen.

    Ein Blick in andere Bundesländer zeige, wie riskant solche Maßnahmen sein können: Während Bayern (auf Basis einer wissenschaftlichen Studie) weiterhin an 24 Monaten Referendariat festhält, hat Rheinland-Pfalz bereits auf 18 Monate verkürzt – mit teils verheerenden Folgen, darunter einer spürbar gestiegenen Abbrecherquote im Referendariat.

    Frau Dr. Schipke machte deutlich, dass die geplanten Einschnitte nicht nur die Ausbildung der jungen Lehrkräfte verschlechtern, sondern sich auch unmittelbar auf die Qualität des Unterrichts und damit auf die Bildungschancen der Schülerinnen und Schüler auswirken werden. Der Kreiselternbeirat kündigte an, dieses Thema mit großer Aufmerksamkeit zu verfolgen und den Austausch zwischen Eltern, Schulen und Verantwortlichen weiter voranzutreiben.

  3. Auswertung der Umfragen zur Schülerbeförderung im Kreis Bergstraße

    Der Vorsitzende des Kreiselternbeirats, Thomas Sohler, stellte die Ergebnisse der beiden großen ÖPNV-Umfragen vor, die im April/Mai sowie im September 2025 durchgeführt wurden. Insgesamt nahmen rund 1.300 Eltern aus 64 % aller Kreisschulen teil – ein deutliches Signal, wie sehr das Thema bewegt. Die höchste Beteiligung verzeichneten die Steinachtalschule Ober-Abtsteinach (35 %), die Carl-Orff-Schule Fehlheim (23 %) und die Ulfenbachtalschule Wahlen (19 %).

    Rund 60 % der Kinder fahren mit dem Bus zur Schule. Das subjektive Sicherheitsgefühl lag nur bei 5,5 von 10, die allgemeine Zufriedenheit sogar lediglich bei 4,7. Besonders wichtig sind den Eltern Sicherheit (872 Nennungen) und Pünktlichkeit (847), gefolgt von ausreichenden Sitzplätzen und freundlichem Personal.

    Trotz positiver Presseberichte nach dem Fahrplanwechsel am 1. März zeigte die Umfrage ein differenziertes Bild:

    • 233 Eltern meldeten weiterhin regelmäßige Probleme,
    • 377 gelegentliche Probleme,
    • 199 keine Probleme.

    Die häufigsten Beschwerden:

    1. Überfüllte Busse und Bahnen
    2. Ausfälle und Verspätungen
    3. Sicherheitsbedenken (Fahrweise, technische Mängel)
    4. Zu kleine oder zu wenige Busse zu Stoßzeiten
    5. Gefährliche Verkehrsführung im Schulumfeld
    6. Unzuverlässige Anschlussverbindungen
    7. Fahrpläne ohne Abstimmung auf Schulzeiten
    8. Wunsch nach direkteren Verbindungen
    9. Konflikte, Lärm und Sozialverhalten im Bus

    Hinzu kamen Kritik an mangelnder Information über Verspätungen sowie an einem nicht funktionierenden Beschwerdemanagement.

    Der KEB berichtete, dass er mit dem zuständigen Kreisvertreter bereits im Austausch steht. Während manche Kapazitätsprobleme vor Ort nicht bestätigt werden konnten, arbeitet der Kreis nach eigener Aussage an einem verbesserten Kommunikationskonzept. Probleme mit Busfahrern lägen hingegen in der Verantwortung der Verkehrsunternehmen.

    Der Kreiselternbeirat will jedoch nicht nur Missstände benennen, sondern auch Lösungen aufzeigen. Dazu gehören:

    • Schulen sollten das Angebot von „Bus-Schulen“ stärker nutzen, insbesondere für Einstiegsklassen
    • Eltern motivieren, gebündelte Rückmeldungen zu geben (z. B. wie an der MLS Rimbach über den Schulelternbeirat)
    • Kommunale Fahrgastbeiräte etablieren, wie bereits in Lampertheim
    • Auf Kreisebene: verbindliches Beschwerdemanagement für Verkehrsunternehmen einführen oder eine digitale Melde-App bereitstellen, mit Rückmeldungen über den Bearbeitungsstand – ein sinnvoller Schritt in Richtung kommunaler Digitalisierung.

    Der Kreiselternbeirat wird die Rückmeldungen der Eltern weiter bündeln und in regelmäßigen Gesprächen mit Kreis, Schulträger und Verkehrsunternehmen für Verbesserungen eintreten.

  4. Neuwahlen beim Kreiselternbeirat Bergstraße am 5.2.26

    Zum Abschluss des Abends richtete der Vorsitzende des Kreiselternbeirats, Thomas Sohler, den Blick auf eine zentrale Herausforderung: die bevorstehende Neuwahl des KEB und die damit eng verbundene Frage nach Elternbeteiligung. Denn kaum ein Thema zeigte sich so deutlich wie an Wahlabenden: Sobald es um Ämter geht, ducken sich viele weg – oder bleiben gleich ganz fern. Ein seit Jahren verstärkter Trend, der nicht nur Schulen betrifft, sondern auch Vereine und andere gemeinwohlorientierte Bereiche.

    Sohler machte deutlich: Ehrenamt hat sich verändert. Viele Menschen stellen ihre persönliche Work-Life-Balance über gesellschaftliches Engagement, hinzu kommen mehr Bürokratie, Versicherungs- und Datenschutzfragen sowie die veränderte Familiensituation, in der häufig beide Elternteile berufstätig sind. All das erschwert die Bereitschaft, Verantwortung dauerhaft zu übernehmen.

    Für den Kreiselternbeirat ist die Lage zusätzlich herausfordernd, da er keinen direkten Kommunikationskanal zu den Elternbeiräten oder Eltern hat. Der KEB ist darauf angewiesen, dass die Vorstände der Schulelternbeiräte Informationen weiterleiten – was jedoch vielerorts nur eingeschränkt funktioniert. Nicht einmal alle gewählten KEB-Mitglieder kommunizieren ihre Arbeit in ihren eigenen Schulen ausreichend, was die Wahrnehmung und Wirkung des Gremiums erheblich beeinträchtigt.

    Diese Zurückhaltung wirkt sich auch auf die Delegiertenwahlen aus: Jede Schule muss mindestens zwei Delegierte und zwei Ersatzdelegierte wählen, damit diese am 5. Februar 2026 in der Martin-Buber-Schule in Heppenheim die neuen KEB-Mitglieder bestimmen können. Von rund 200 notwendigen Delegierten wurden bislang zwar 63 gemeldet – doch 45 Schulen haben noch gar keine Rückmeldung abgegeben. Ziel ist es, die Zahl der 106 Delegierten der Wahl 2024 zu übertreffen und die Beteiligung weiter zu steigern.

    Am Wahltag selbst wählen die Delegierten getrennt nach Schulformen bis zu 19 Mitglieder des neuen Kreiselternbeirats. Anschließend findet am 26. Februar die konstituierende Sitzung statt, bei der der neue Vorstand und die neue oder der neue Vorsitzende bestimmt werden. Fest steht bereits jetzt: Der aktuelle Vorsitzende kann nicht erneut kandidieren – und somit beginnt im kommenden Jahr eine neue Ära für den KEB Bergstraße.

  5. Zum Schluss 

    ...erinnerte der Kreiselternbeirat noch einmal an bereits kommunizierte Themen wie das seit Ende 2023 geltende Schuldatenschutzgesetz, das Schulleitungen verpflichtet, die Kontaktdaten der Eltern datenschutzkonform an die gewählten Elternbeiräte weiterzugeben – ein wichtiger Schritt zur spürbaren Entlastung der ehrenamtlichen Gremienarbeit.

     

    Mit diesem Hinweis endete der Tag der Schulgemeinschaften – verbunden mit dem Wunsch, beim nächsten Mal noch mehr engagierte Eltern, Lehrkräfte und Interessierte begrüßen zu dürfen. Denn nur gemeinsam kann eine starke und lebendige Schulgemeinschaft wachsen.

     


Unser Info-Plakat zum Herunterladen, ausdrucken oder Weiterleiten:

 

👉 Zum Anzeigen/Download:
Einladung A4 "Tag der Schulgemeinschaften"

 

 


 

Herzliche Grüße
Ihr Kreiselternbeirat Bergstraße